Castanea – Dorfidylle und eine buntleuchtende Überraschung

In den letzten Dezembertagen bekam ich überraschenderweise noch zwei neue Mitbewohner, allerdings wie sich bald herausstellte: 2 alte Erasmus-Bekannte! Daria und Maciej aus Polen! (aufmerksame Blogleser erinnern sich vielleicht noch). Die beiden wurden zwar durch leider sehr unschöne Gründe in meine WG geführt (Einbruch in ihrer alten Wohnung, Diebstahl vieler Wertgegenstände), aber ändern kann man jetzt sowieso nichts mehr und sie sind guter Dinge, dass ihre letzten 2 Monate in Messina trotzdem noch ganz schön werden könnten. Samstag unternahmen wir dann spontan was zusammen, auch mein ägyptischer Mitbewohner Mohammed (immer unterwegs, zuletzt über einen Monat in Litauen, Lettland, Polen und Norditalien – jaja, diese Erasmus-Mundus Studenten…) kam mit. Es ging in das verträumte, etwa 40 Minuten entfernte Bergdörfchen Castanea, in dem alljährlich im Dezember und Januar das traditionelle Fest „Presepe Vivente“ stattfindet. Aus den Erzählungen Darias und Maciejs hatte ich mir ehrlich gesagt erstmal nicht groß einen Reim machen können, was mich da jetzt genau erwartete. Aber sich überraschen zu lassen ist ja auch mal nicht schlecht! Als wir nach einer ruckligen Busfahrt über viele, viele kurvige Straßen endlich in Castanea ankamen, war es noch hell, sodass wir ein schönes Panorama genießen konnten. In der Ferne sah man sowohl das Festland, aber auch einige der Liparischen Inseln. Da wir noch etwas Zeit totschlagen mussten, schlenderten wir anschließend im Dorf umher.

Dann war es soweit und wir pilgerten zur Hauptattraktion des verschlafenen Bergdörfchens. Es dauerte zwar eine ganze Weile, bis wir endlich drin waren, aber dann wurde es umso bunter und abwechslungsreicher. Es waren zahlreiche Stände aufgebaut, an denen (ein bisschen wie auf einem Mittelalter-Markt) verschiedene verkleidete Leute Handwerkstätigkeiten wie Schmieden, Stricken, Häkeln, Kerzenherstellen, Pastaformen usw. vornahmen. Als sich dann auch noch die drei Könige ansprechend an einem Stand drapiert hatten, dämmerte es mir langsam. Klar, wahrscheinlich sollte das alles so eine Art Bethlehem darstellen! Dargestellt von Schaustellern, mithilfe von aufwendig gestalteten Kulissen! Auf jeden Fall hatte ich alles, aber nicht das erwartet. An jeder Ecke lauerte ein dunkler Magier, aufgedrehte Marktschreierinnen oder Bauchtänzerinnen. Wir liefen staunend umher, bis wir schließlich dann zum Herz des aufgebauten Dorfs gelangten: der Krippe des Christuskinds. Insgesamt ein sehr schönes, beleuchtetes Spektakel, das ich in solcher Form auf jeden Fall noch nie gesehen habe. Also eine gute Idee nach Castanea gefahren zu sein.

Piano, piano… – Weihnachten in Acireale (2)

Das Jahr neigt sich stark dem Ende zu und bevor ich meine ganzen tollen Weihnachtsfotos alle nicht mehr zu einem Blogeintrag verwursten kann, hier schnell Teil 2. 😀

Weihnachten war insgesamt sehr entspannt, ich weiß schon, warum ich meinen Einträgen das Motto (mein neues Lebensmotto! ;)) „piano, piano“ voranstelle. Nach dem kleinen Missgeschick mit dem Mietauto hielten wir es doch für eine bessere Idee uns nur noch ausschließlich zu Fuß fortzubewegen. War im Endeffekt aber auch nicht schlimm, da sich Acireale als zwar kleines, aber insgesamt sehr gemütliches Städtchen herausstellte. Am 23. Dezember (letzter Tag, an dem die Geschäfte aufhatten) wurden noch letzte Weihnachtseinkäufe gemacht, ein kleiner Stadtbummel durfte natürlich auch nicht fehlen. Die folgenden Weihnachtstage verbrachten wir mit viel gutem Essen, schönen Spaziergängen durch das nahegelegene „Riserva Naturale Orientata La Timpa“ und damit uns an unseren Geschenken zu erfreuen. Die Tage gingen im Nu vorüber. Insgesamt war es aber auf jeden Fall eine gute Idee, in Sizilien zu feiern. Das südlichste Weihnachtsfest, das ich je in meinem Leben gefeiert habe – unvergesslich!

Hier jetzt aber einfach mal ein paar Impressionen:

Und morgen ist dann ja auch schon Silvester (san Silvestro / capodanno)! Ich werde den Abend und die Nacht typisch sizilianisch verbringen. Sobald ich dann wieder fit bin (denn ich glaube die Sizilianer lassen es nach meiner bisherigen Erfahrung gehörig krachen), werde ich dann hier berichten. Allen Lesern meines Blogs hier also bereits: einen guten Rutsch ins Jahr 2014! Feiert schön!

Piano, piano… – Weihnachten in Acireale (1)

Am Sonntag ging es also auf Richtung Weihnachten! Am Nachmittag stieg ich in den Zug nach Acireale, gut bepackt mit Weihnachtsgeschenken und sonstigem Gepäck. Der Bahnhof in Acireale liegt zwar etwas außerhalb der Stadt, aber ein kleiner Spaziergang über holprige Gehwege kann mich jetzt auch schon lange nicht mehr aus der Ruhe bringen. Ein paar nette Sizilianerinnen halfen mir schließlich auch auf der Suche nach dem Hotel, das etwas versteckt lag. Dann hieß es warten, bis die restlichen Weihnachtsfeier-Teilnehmer eintreffen würden. Um halb 8 Uhr abends klopfte es schließlich zaghaft an meiner Zimmertür. Der große Moment des Wiedersehens war da! 3 Monate nur geskypt und aus der Ferne sowohl vom anfänglichen Leid als auch von der immer weiter wachsenden Freude berichtet – dies war nun vorbei! Nachdem sich alle ein wenig eingerichtet hatten, ging es gleich ins Zentrum, das wirklich sehr schön weihnachtlich beleuchtet war. Und ein roter Teppich war ausgebreitet worden. Das alles bei 15 Grad. Aber nunja…dass wirklich nochmal richtige Weihnachtsstimmung aufkommen würde, hatte ich irgendwie sowieso schon abgehakt. Wenn man sich so weit im Süden befindet, ist und bleibt es einfach befremdlich, wenn überall „Let it snow, let it snow“ aus den Lautsprechern tönt. Schön war’s trotzdem.

Am nächsten Tag fuhren wir dann mit dem Mietauto nach Taormina. Autofahren in Sizilien – ein Abenteuer! Dies bekamen wir ziemlich schnell zu spüren. Blinken? Sicherheitsabstand? Rechts vor Links? Auf Fußgänger achten? Alles wohl neue Vokabeln für die Autofahrer hier. Mich würde langsam wirklich mal interessieren, wie eine sizilianische Fahrstunde hier wohl so aussieht und was die Fahrschüler dort denn eigentlich so lernen…. es muss sicher einem Überlebenstraining plus der Einübung einer meditativen und tiefenentspannten Fahrtechnik ähneln!

Ich als wegweisende Beifahrerin hatte immerhin schon mal den Vorteil, dass ich die „piano, piano“ (ruhig, ruhig)-Mentalität der Sizilianer mittlerweile bereits seit 3 Monaten kenne und auch schon selbst angenommen habe. (ich habe es mir unterdessen schon angewöhnt, nahezu immer, wenn irgendwer mich versucht zu stressen oder zu hetzen, eine winkende Geste mit der Hand zu machen und dazu „piano, piano“ zu sagen! Ein „Souvenir“, was ich von diesem Auslandsaufenthalt mitnehmen werde :D) Aber auch mit einer noch so entspannten Einstellung zum Leben war diese Fahrt ohne Frage dennoch sehr nervenstrapazierend und ich frage mich immer noch, wie zum Teufel die Sizilianer so einen Straßenverkehr tagtäglich aushalten…

Schließlich kamen wir aber dann doch noch heil in Taormina an, das Auto leider nicht so ganz. Aber wo gehobelt wird, fallen auch Späne..oder so ähnlich. In der Innenstadt kannte ich mich ja bereits aus, da ich ja schon vor ein paar Monaten mit Lisa und 40 Spaniern hiergewesen war. Dennoch wirkte die Stadt diesmal wieder ganz anders auf mich. Mag wohl auch daran liegen, dass beim letzten Mal noch Hochbetrieb herrschte und die Touristengruppen in Scharen durch die Fußgängerzone wuselten. Jetzt gab es in der Siesta nur eines: Ruhe! Wir hatten die Fußgängerzone so gut wie für uns allein.

Ein bisschen Kultur musste dann natürlich auch noch sein. Wenn man schon mal in Taormina war, musste das Griechische Theater selbstverständlich auch auf der Liste stehen. Auch hier war ich zwar schon gewesen, aber ein zweites Mal kann ja nicht schaden.

Zum Abschluss dieses zwar schönen, aber auch sehr nervenaufreibenden Tages mussten dann natürlich noch ein caffè und ein paar dolci stehen.

caffe-a-taormina

Und da dieser Bericht jetzt schon sehr lang ist und mir gerade ein wenig die Puste ausgeht (brauch wohl ’nen Espresso!) sag ich jetzt mal: Piano, piano…bald folgt Teil 2 dieses ultimativen Weihnachtsblogberichts…

Weihnachtsstimmung in Messina

Der Countdown läuft, in 9 Tagen ist Weihnachten. Natürlich hat sich mittlerweile selbst in Messina so etwas wie Weihnachtsstimmung eingestellt: Die Straßen sind mit bunt-blinkenden Lichterketten und sonstigen grellen Weihnachtsbeleuchtungen geschmückt, in den Kaufhäusern schallt klebrig-süße Weihnachtsmusik aus den Lautsprechern, in den Supermärkten türmen sich die Panettone-Kuchen und andere Leckereien fürs Fest. Und auch wenn ich dies alles in ähnlicher Form aus Deutschland kenne, fühlt es sich hier seltsam an, etwas fehl am Platz. Bei mittlerweile wieder milden Temperaturen (tagsüber 15-17 Grad) und Orangenbäumen und Palmen am Straßenrand fühlt sich der Gedanke, hier in etwas mehr als einer Woche die Weihnachtstage zu verbringen, doch leicht befremdlich an. Letztes Jahr stiefelte ich bei eisigen -12 Grad Celsius durch den tiefen Schnee der lettischen Hauptstadt Riga, dieses Jahr kann ich vielleicht beim traditionellen Weihnachtsspaziergang sogar meine Sonnenbrille aufsetzen und eine leichte Jacke dabei anziehen. Schon seltsam, aber ich freue mich schon sehr auf meinen Besuch aus Deutschland. 3 Monate weit weg von zuhause sollte man halt doch nicht unterschätzen.

Nun schreib ich aber auch gar nicht länger und präsentiere hier ein paar sizilianische Vorweihnachtsimpressionen!